Hallo Ihr Lieben,
ich war gestern beim Zwillingstreffen. Und ich wollte euch ein bischen an meinen Eindrücken und diesem wunderschönen Tag teilhaben lassen. Ich war jetzt einige Jahre nicht gewesen, aber jetzt habe ich mir wieder vorgenommen regelmäßig zu gehen. Vielleicht fragst du dich warum ich das als alleingeborener Zwilling mache und ob es nicht weh tut dort hinzugehen. Ja manchmal tut es weh, gerade auch in den Momenten wo man sich doch irgendwie fehl am Platz fühlt, aber es ist einfach nicht wahr.. Denn ganz tief im Herzen weiß ich das ich dort ganz genau richtig bin und ich fühle mich wie zu Hause angekommen. Aber von vorne. Ich bin mit einer gewissen Vorfreude hingefahren, endlich mal wieder so vielen Zwillingen zu begegnen. Aber ich hatte auch Angst, Angst doch nicht hier herzugehören, Angst nicht willkommen zu sein und was auch immer.. Aber ich spürte endlich wieder mal meine Schwester Michelle und ich wußte wir gehen zusammen dort hin. Ich hatte sie länger nicht so intensiv gespürt (was auch in Ordnung ist.. ich weiß ja das sie in meinem Herzen ist) und freute mich darüber. Wir waren diesmal in der IGA (Internationale Gartenausstellung) in Berlin und meine erste Begegnung mit Zwillingen war eher Zufall, denn die Oma mit ihren 4jährigen Zwillingen wollte gar nicht auf das Zwillingstreffen. Sie ist mit ihnen öfter da. Was mir gleich auffiel bei den Beiden, war eine intensive Bindung zueinander und das sie ziemlich klein waren für ihr Alter. Ich fragte nach und die Oma erzählte das sie als Frühchen Ende des 5. Monats geboren sind. Ich schluckte, denn das war so ein Moment wo es schon auch kurz weh tat. Meine Zwillingsschwester war im 6.Monat gestorben und wer weiß wenn wir heute geboren wären, dann hätte sie bei all dem Fortschritt bei den Frühchen und in der Schwangerschaft wahrscheinlich überlebt. Aber das sind Spekulationen und so schob ich es beiseite. Ich hatte viele wunderbare Begegnungen auf dem Zwillingstreffen. Es ist einfach eine ganz tolle Atmosphäre dort. Man kann sie einfach ansprechen und sie sind offen und vor allem total lieb und können so gut verstehen, was wir erlebt haben, was es für ein Schmerz sein muß. Manche können es kaum ertragen die Vorstellung ihren Zwilling zu verlieren. Das merke ich immer wieder. Deswegen fühle ich mich auch so wohl dort <3 Übrigends bin ich nicht die Einzige die alleine dort hinkommt.. da gibt es eine Frau die vor vielen Jahren ihre Zwillingsschwester durch Krebs verloren hat und auch einen Mann, denn ich noch mit seinem Zwillingsbruder kennengelernt habe und die immer fröhlich und total herzlich waren und der jetzt auch alleine kommen muß, weil sein Zwilling gestorben ist.. Er kommt zum Zwillingstreffen auch wenn es weh tut, aber er hat hier so viele gute Freunde gefunden und hier gibt es auch viele wunderbare Erinnerungen an seinen Zwillingsbruder...
Ich habe alte Bekannte getroffen und einige haben mich auch wiedererkannt und mich herzlich begrüßt. Also ihr seht, die Angst als alleingeborener Zwilling nicht willkommen zu sein ist völlig unberechtigt. Man muß es halt nur erklären und die meisten haben eher Interesse und Mitgefühl. Nun werde ich euch noch ein bischen in die für mich bewegensten Zwillingsmomente mitnehmen. Als erstes finde ich es immer wieder bewegend wie selbstvertsändlich sie auf den anderen achten und sich liebevoll umarmen, ohne das es was anzügliches hat, sondern einfach als Zwilling. Man merkt da einfach sofort diese Herz -zu -Herz -beziehung. Dann gab es diese besonderen Gespräche, wo mir mehrfach erzählt wurde, das sie z.B. an unterschiedlichen Orten das gleiche gekauft haben oder manche die spürten wenn es dem Anderen schlecht ging. Ein paar haben erzählt das leider ihre beziehung kaputt gegangen ist, weil der Partner nicht verstand, das der Zwilling immer wichtiger ist.. Die Zwillinge würden sich immer an erster Stelle füreinander entscheiden. Ich habe ein sehr berührendes Gespräch mit 89 jährigen gehabt. Die eine konnte nicht mehr so gut hören und die andere sprach hauptsächlich mit mir und erzählte mir viele Dinge aus ihrem Leben und als ich ihr von mir erzählte da sagte sie das sie Gänsehaut hatte und sie erzählte es ihrer Schwester und diese hatte auch Gänsehaut, obwohl sie es ja vorher nicht gehört hatte. Es war so bezaubernd mit den Beiden. Ich erfuhr von einem Pärchen, das sie auch wissen, das sie die unterschiedlichen Seiten des Gehirns nutzen (so wie es hier ja auch zu finden ist) und er berichtete von seiner Linkshändigkeit. Er erzählte wie schwer es war das die Erwachsenen sie miteinander verglichen und erwarteten das sie es gleich machen sollten, obwohl sie ja einer die linke und einer die rechte Seite des Gehirns benutzten. Also einer kreativ war und einer lieber mit Zahlen hantierte. Andere Zwillinge erzählten das sie lange Zeit ihr Zwillingssein abgelehnt haben, weil ihnen eingeredet wurde, das es nicht gut war das sie so nah zusammen sein wollten und nicht getrennt. Inzwischen haben sie sich aber wieder zusammengefunden und lassen sich durch nichts mehr trennen. Was auch alles über Zwillinge aussagte war folgende Szene. Ich saß mit einigen Zwillingspärchen am Tisch, als einer aufstand und auf Toilette ging. Ich unterhielt mich gerade, als plötzlich der andere Zwilling laut alle am Tisch fragte, wo den sein Bruder sei und ob jemand wüßte wo er hingegangen war. Er sagte das geht gar nicht, wenn er nicht da ist, da fühle er sich nicht wohl. Eine andere Frau konnte ihm sagen wo er war und er beruhigte sich wieder.. aber er fühlte sich sichtlich unwohl. Alle lächelten verständnisvoll und wußten genau wie er sich fühlte. Und genau das macht dieses Zwillingstreffen so aus.
Ich hoffe der Bericht hat auch gefallen. Mich würde interessieren, wie ihr empfindet wenn ihr diesen Bericht lest und wie es euch mit lebenden Zwillingen geht. Ich freu mich auf eure Kommentare
Katrin